Das Matterhorn ist wegen seiner markanten Gestalt und seiner Besteigungsgeschichte einer der bekanntesten Berge der Welt.
Das Matterhorn
Das Geheimnis des Matterhorn-Massivs
Nichts in unseren Köpfen kommt der Idealgestalt eines Berges näher als das Matterhorn. Steil, massiv, abweisend - scheinbar von keiner menschlichen Macht zu bezwingen. So thront der geheimnisvolle Riese über dem Tal von Zermatt. Seit jeher hat es bei Alpinisten Faszination wie Furcht geweckt. Das Matterhorn ist mit 4478 Metern Höhe einer der höchsten Berge der Alpen. An seiner Höhe allein kann es aber nicht liegen, dass uns das Massiv so fasziniert. Das Matterhorn ist nämlich gegenüber den Bergkollegen ringsum von eher bescheidener Statur. Acht andere Viertausender überragen es in den Alpen, darunter die Montblanc-Gruppe, die Dufourspitze und der Liskamm. Doch was ist es dann?
Die Frage führt tief hinein in die Geschichte des Alpinismus - ins Jahr 1865, als der Wettlauf zu den schönsten Schweizer Gipfeln eigentlich schon fast zu Ende ist. Nur ein Berg verweigert sich dem alpinen Eroberungsdrang: das Matterhorn. Von 1857 bis 1865 wurden am Matterhorn von Italien aus fünfzehn, von der Schweiz aus drei erfolglose Besteigungsversuche unternommen.
Ein besonders Ehrgeiziger junge Brite namens Edward Whymper steigt am Morgen des 14. Juli 1865 mit seiner Seilschaft - Michel Croz, Lord Francis Douglas, Charles Hudson, Robert Hadow, Peter Tangwalder, Peter Tangwalder (Sohn) - in die Felspyramide ein.
Über Felsvorsprünge, Gletscherspalten und Schneefelder arbeiten sie sich Stunde für Stunde näher an den Gipfel heran. Dann, gegen 13.40 Uhr des 14. Juli 1865, haben sie ihr Ziel erreicht. Edward Whymper und seine sechs Gefährten sind die ersten Menschen auf dem Matterhorn-Gipfel.
Eine Stunde später dann die Katastrophe. Hadow rutscht aus und reißt Croz, Hudson und Douglas mit sich. Der Schlag des Hilfsseils trifft Vater Taugwalder und verletzt ihn an Händen und Brustkorb, dann zerreißt es. Die vier Unglücklichen fallen die Nordwand hinunter. Bei einem Rettungsversuch zwei Tage später kann Edward Whymper nur noch die verstreuten Überreste seiner Mitstreiter bergen. Vom Leichnam des jüngsten Expeditionsteilnehmers, des 18-jährigen Lord Douglas, fehlt bis heute jede Spur.
Die Todesfälle lösen ein europaweites Medienbeben aus. In England debattieren die Zeitungen sogar über ein Verbot der waghalsigen Bergsucht, nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei Lord Douglas um einen Verwandten der englischen Königin Victoria handelt. Seit Whympers zwiespältigem Triumph ist das andächtige Staunen angesichts des Matterhorn-Massivs immer auch vom Schauder begleitet.
Böse Zungen behaupteten später, Whymper oder Vater Taugwalder hätten, um sich zu retten, das Seil durchschnitten. Und die Tatsache, dass sich die Bergungsmannschaft geirrt hatte, als sie meinte, vier Leichen zu sehen, verleiht dem Mythos erst recht das gewisse Etwas?
Die Leiche von Lord Francis Douglas wurde nie gefunden.